Hohe Wellen schlägt in Hövelhof die im Haupt- und Finanzausschuss verlesene Stellungnahme des Grünen Ratsmitgliedes Jörg Schlüter. Dieser hatte die in Hövelhof aufgestellte Wegmarke des „Kantigen Hermanns“ als unbedacht kritisiert. Dabei handelt es sich bei dem "Kantigen Herrmann" um ein Projekt des Ausbildungsnetzwerkes BANG in Hövelhof und wurde von den Firmen ELHA und LST aus Hövelhof begleitet und von den Auszubildenden der Betriebe gebaut. Mit dem „Kantigen Hermann“ wirbt beispielsweise auch die Firma ELHA über Instagram mit dem Hashtag „WirbauenMaschinen“ für Ausbildungsplätze im Maschinenbau. Diese neue Wegmarke wurde von den Betrieben als Dauerleihgabe der Gemeinde übereignet und an der Wegkreuzung Sennestraße / Raiffeisenstraße aufgestellt. Die Statue ist an das Hermannsdenkmal angelehnt und in der heutigen Formensprache neu interpretiert worden.
Eigenes Bild, Kantiger Hermann als Wegmarke des R1 „Erst erzählte uns Herr Schlüter etwas aus seiner Familiengeschichte und von seinem Opa und zog daraus einen konstruierten Kontext des Nationalsozialismus zum Hermannsdenkmal.“, erklärt CDU-Ratsmitglied Günter Bröckling kopfschüttelnd. Das Hermannsdenkmal ist im 19. Jahrhundert in Erinnerung an die Varusschlacht im Detmolder Ortsteil Hiddessen auf der Grotenburg errichtet worden. Heute ist das Hermannsdenkmal ein beliebtes Ausflugsziel, das von mehr als 500.000 Menschen jährlich besucht wird. Die Urlaubsregion Teutoburger Wald setzt bewusst auf das Hermannsdenkmal und wirbt für die Region Ostwestfalen-Lippe damit aktiv. Dem gebürtigen Lipper Jörg Schlüter dürfte es auch nicht entgangen sein, dass der Kreis Lippe mit dem Slogan „Land des Hermann“ für sich werbe, so die CDU. Ein Zusammenhang zur Nazi-Zeit sei auch in dem als Beleg aufgeführten Wikipedia-Artikel zum Hermannsdenkmal nicht zu finden, schließlich habe die damalige Propaganda den Status einer „nationalen Wallfahrtsstätte“ abgelehnt.
Der weitere Vorwurf, dass die Wegmarke möglicherweise bewusst in der Nähe des Park Verrieres aufgestellt worden sei und das in dessen Richtung gerichtete Schwert möglicherweise die deutsch-französische Städtepartnerschaft mit der Kommune Verrieres-les-Buisson belasten könnte, sei genauso abstrus, so die CDU. Zwar sei das Hermannsdenkmal in Detmold auch im Zeichen der damaligen deutsch-französischen Erbfeindschaft errichtet worden. Aber es sei eben ein Symbol der damaligen Zeit. An der Stelle der früheren Erbfeindschaft stehe heute eine unverbrüchliche Partnerschaft mit Frankreich und Verrieres im speziellen, die sich durch die regelmäßigen Besuche und Austausche bei zahlreichen Gelegenheiten mit den Menschen aus unserer Partnerkommune belegen lassen. Selbst Robert Habeck, der grüne Bundesvorsitzende, der im Jahr 2018 das Hermannsdenkmal besuchte, bekundete dazu: „…Orte sprechen nie aus sich selbst heraus. Sie leben durch die Bedeutung, die wir in sie hineinlegen…“.
Auch in Verrieres habe man verwundert auf die von den Grünen geführte Diskussion geblickt, so Udo Neisens, Fraktionsvorsitzender der CDU. Er hatte mit Gerard Dossmann, dem stellvertretenden Bürgermeister von Verrieres Kontakt aufgenommen. Aus Dossmanns Sicht sei das Hermannsdenkmal ein Symbol der deutschen Einheit des 19. Jahrhunderts und Erinnerung an die Schlacht im Teutoburger Wald.
Den Grünen litten wohl an dem gegenwärtigen Defizit an Aufmerksamkeit, dass sie aus dem kleinen, kantigen Hermann einen solchen „großen Hermann“ machten, so die CDU weiter. Der kantige Hermann als Wegmarke an der neuen Wegführung des völkerverbindenden R1 stehe jedoch für Zukunft, Ausbildung, Zuversicht und Arbeitsplätze. „Die von Jörg Schlüter vorgetragene konstruierte Kritik war völlig daneben. Wir bedanken uns lieber bei den Auszubildenden für ihre Arbeit.“, so Michael Kersting, stellvertretender Bürgermeister, abschließend.