Wirtschaft braucht Politik
In der Öffentlichkeit entstehe der Eindruck, dass man aufgrund der derzeit vollen Auftragsbücher keine Politik mehr brauche, da die Wirtschaft auch so prächtig funktioniere. Böddeker ist nicht dieser Ansicht: »Ein halbes Jahr ohne Regierung kann man problemlos überbrücken, die Wirtschaft schaut aber jetzt sehr genau auf das politische Berlin, ob eine Regierungsbildung zwischen Union und SPD zustande kommt.«
Mit einer Minderheitsregierung kann sich Böddeker notfalls anfreunden, ob sie allerdings vier Jahre Bestand haben könne, bleibe abzuwarten. Auch wenn das politische Handeln aufgrund fehlender Mehrheiten zunächst ungewohnt sei, könne die politische Debatte im Bundestag sicher spannender und innovativer verlaufen als man es in der jüngsten Vergangenheit erlebt habe.
Der Referent skizzierte weiterhin einen Ausblick auf die konjunkturelle Lage im Jahre 2018. Sofern es keine gravierenden geopolitischen Krisen gebe, werde es im aktuellen Jahr weltweit »einen deutlichen Aufschwung« geben. Für den Exportweltmeister Deutschland könne dies nur begrüßenswert sein. Das von Ökonomen für 2019 prognostizierte »leichte Bröckeln« könne man nach knapp neun Jahren des Aufschwunges allerdings verkraften.
Der Referent fasste zusammen, dass die Wirtschaft aufgrund der globalen Herausforderung auf die Politik angewiesen sei. Dass Deutschland aktuell keine Regierung habe, merke man auch vor Ort. So wollte der Verkehrsverein Hövelhof eine Maßnahme für das Ortskernprojekt anstoßen, 50 Prozent benötige man allerdings aus öffentlichen Geldern: »Uns wurde am Telefon gesagt, dass wir aufgrund des fehlenden Bundeshaushalts 2018 die zugesagte Förderung frühestens im dritten oder vierten Quartal 2018 ausgezahlt bekommen.« Böddeker machte mit diesem Beispiel deutlich, dass nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Sennegemeinde Hövelhof die Politik benötigt.